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Dringender Hilferuf vom Gnadenhof „Zickenfarm“: Neues Quartier endlich gefunden – Finanzierung noch offen

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Von: Tom Otto

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Ziegen bei Fütterung im Gnadenhof Zickenfarm in Bad Grönenbach
Nachmittags um Vier versammeln sich die noch verbliebenen Tiere zur Fütterung in ihren Ställen. Wer sie miteinander spielen sieht, kann sich kaum vorstellen, dass sie alle einmal krank und gebrechlich waren. © Tom Otto

Bad Grönenbach-Zell - Es ist ein verregneter, grauer Tag, mal wieder. Das traurige Wetter gibt einen passenden Rahmen für den Gnadenhof „Zickenfarm“ in der Zeller Einöde bei Bad Grönenbach. 

Ganz so, als würde der Himmel immer wieder weinen angesichts der Tristesse und der verzweifelten Lage des Hofes. Das Haus, in dem bis vor gut eineinhalb Jahren die Beschäftigten und Helfer auf dem Gnadenhof lebten, ist bereits leer geräumt und bietet keinerlei Gastlichkeit mehr. Es kann nicht mehr geheizt werden und auch Wasser gibt es nur noch auf der Hofrückseite, das für die Fütterung immer in mehrere Gießkannen gefüllt werden muss, um die Tiere überhaupt versorgen zu können. Die Existenz des Gnadenhofs und auch das Leben der noch verbliebenen über 230 Tiere sind akut gefährdet, der Zickenhof braucht dringend Hilfe und eine neue Bleibe.

Momentan sind nur noch Ziegen, die dem Hof den Namen gaben, und Schafe hier untergebracht. Bis vor einigen Monaten hatten auf der „Zickenfarm“ auch noch Rinder, Kälber, Pferde und Ponys sowie Katzen ihr Zuhause. Alles Tiere, die krank waren, nicht mehr als „Nutztier“ gebraucht werden konnten oder einfach nur alt waren. Hier auf dem Gnadenhof bekamen sie die Zuwendung, die sie als Lebewesen brauchten, hier konnten sie heilen, wieder gesund werden oder einfach ihre letzten Tagen in Würde verbringen und ihr Leben beenden.

Eveline Treischl, Leiterin Gnadenhof Zickenalarm, mit Lamm auf dem Arm
Eveline Treischl, die erfahrene Sozialpädagogin, Tierpflegerin und Tierheimleiterin, mit einem erblindeten und an den Beinen behinderten Lamm, das sie wieder lebenstauglich aufpäppeln konnte. © Tom Otto

Hilferuf vom Gnadenhof „Zickenfarm“: Auch Neustart für etliche Menschen

Doch nicht nur für die Tiere war die „Zickenfarm“ ein Segen. Eveline Treischl, die Leiterin des Gnadenhofes, ermöglichte auch etlichen Menschen einen Neustart und Rückkehr ins Leben. Menschen, die psychisch angeschlagen waren und nach einer Therapie noch Zeit und Übung brauchten, wieder Vertrauen in sich selbst zu haben, hat sie hier aufgenommen. Die Arbeit mit den Tieren hat ihnen geholfen. Selbst heute in diesen widrigen Umständen kommen noch vor allem Jüngere, die ehrenamtlich mithelfen, weil sie hinter der „Zickenfarm“ stehen und hier ein Praktikum für das weitere Ausbildungsleben machen.

Seit 2016 lebt Treischl mit ihren Tieren auf der „Zickenfarm“. Damals traf sie mit dem Eigentümer des ehemaligen und aufgegebenen landwirtschaftlichen Betriebes eine Vereinbarung zur Nutzung des gesamten Areals samt Haus gegen die Zahlung einer geringen Pacht und Leibrente. Dafür hatte sie mit ihrem Team alles wieder renoviert und auf eigene Kosten für die Zwecke des Gnadenhofes hergerichtet. In 2019 kam es dann zum Eigentümerwechsel vom Vater auf den Sohn. Für die „Zickenfarm“ änderte es sich zunächst nichts. Ende 2020 kam aus heiterem Himmel die Kündigung des Pachtvertrages mit einer Frist von drei Monaten.

Suche nach neuer Bleibe gestaltet sich schwierig

Der neue Eigentümer hatte andere Pläne für das Gelände. Erst hieß es, neue Ferienwohnungen sollten hier gebaut werden. Doch angesichts der Lage der „Zickenfarm“ in der Zeller Einöde, die von zwei Seiten von einem Riesenloch in der Erde umgeben ist, in dem Kies und Baumaterial abgebaut wird, erschien dieser Grund schnell als vorgeschoben. Vielleicht, so Eveline Treischl, soll das Kieswerk auch vergrößert werden und braucht die Fläche des Gnadenhofes. Es folgten anwaltliche Auseinandersetzungen, die immerhin erreichten, dass der Auszugstermin auf Dezember 2021 verschoben wurde, um eine neue Bleibe für den Gnadenhof zu finden.

Doch es fand sich kein neuer, alter Hof, der für die „Zickenfarm“ geeignet gewesen wäre. Das Haus wurde leer geräumt, die Beschäftigten konnten hier nicht mehr wohnen, kamen aber trotzdem zu ihrer Arbeit. Alle Tiere bis auf die Ziegen und Schafe wurden zu anderen Tierhaltern in der Umgebung „in Pension“ gegeben. Die Räumungsklage kam, doch was sollte mit all den Tieren geschehen? Sollten sie alle getötet werden, um die Räumungsklage durchzusetzen? Eine schier unglaubliche Vorstellung für alle Beteiligten und die Förderer und Unterstützer der Zickenfarm.

Viel Zuspruch für „Zickenhof“

Eveline Treischl hat hier in der Zeller Einöde mit ihren vier angestellten Beschäftigten und einem engagierten Netzwerk eine anerkannte Zuflucht geschaffen. Die gelernte Sozialpädagogin, Tierpflegerin und Tierheimleiterin bekam für ihre Arbeit viel Zuspruch. Bei den Nachbarn, in der Gemeinde sowie bei den Ämtern hat sie dem Gnadenhof einen sehr guten Ruf verschafft. Die Zusammenarbeit mit Tierärzten und der Tierklinik ist weit über die Grenzen des Allgäus bekannt und geschätzt. Auch jetzt noch kommen andere Tierhalter aus Nah und Fern zur „Zickenfarm“, um kranke Tiere zu behandeln und wieder fit zu machen. Aktuell ist Ann-Christin Pabst mit zwei Ziegen aus dem 650 Kilometer entfernten Weilerode im Harz zu Besuch, weil sie Eveline Treischls Erfahrung im Umgang mit kranken Ziegen schätzt und schon früher damit gute Heilungserfolge erreichen konnte.

Neues Quartier gefunden - Finanzierung unklar

Im Frühjahr vergangenen Jahres erschien ein Hoffnungsschimmer am dunklen Horizont: Ein für die Zwecke des Gnadenhofs geeigneter Hof konnte endlich in der Region gefunden werden. Doch nun geht das Drama in die nächste Runde. Der geeignete Hof soll 2,5 Millionen Euro kosten, die weder der Tierschutzverein SchaZi „unsere Zickenfarm“ noch Eveline Treischl aufbringen können. Bislang waren alle Bemühungen vergebens, im Kreis der Unterstützer und Förderer so viel Geld zu sammeln. „Wir bräuchten 1.000 Menschen, die jeweils 1.000 Euro spenden, dann ginge es“, so Treischl, „oder einen reichen, großzügigen Menschen, der uns die erforderliche Summe gibt.“ Auch eine Pachtlösung oder ein Mietkauf wäre für Eveline Treischl vorstellbar. Sie ist eine Kämpferin, gibt noch nicht auf und hofft auf die „Schwarm“-Unterstützung.

Weitere Infos und Bankdaten

Weitere Informationen gibt es bei Eveline Treischl per E-Mail: eveline.k@t-online.de oder unter Tel. 0160/3330364 zu. Kontoverbindung des Vereins Kontoinhaber: Tierschutzverein SchaZi „Unsere Zickenfarm“, BIC: GENODEF1DTA, IBAN: E06733692640006470238; Name der Bank: Raiffeisenbank im Allgäuer Land, Verwendungszweck: Spende + E-Mail-Adresse

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