Corona: Immer mehr Krankmeldungen - Unternehmen und Verbände klagen: „Wir sind am Limit“
Die Infektionszahlen in Bayern steigen in immer neue Rekordhöhen. Dadurch gibt es auch immer mehr Personalausfälle wegen Corona. Viele Verbände und Unternehmen berichten, die Mitarbeiter arbeiten am Limit.
61 834 Menschen in Bayern haben den Gesundheitsämtern am Mittwoch eine Corona*-Infektion gemeldet – das entspricht in etwa der Einwohnerzahl Rosenheims. Die Infektionszahlen klettern beinahe täglich in die Höhe. Und die Behörden gehen davon aus, dass sie tatsächlich noch deutlich höher sind. Einige Infektionen bleiben unerkannt, häufig gibt es Meldeverzögerungen.
Corona in Deutschland: „Es ist gerade überall schwierig“
In vielen Berufen machen den Arbeitskräften die hohen Zahlen von Krankmeldungen zu schaffen. „Es ist gerade überall schwierig“, sagt eine Sprecherin der IHK München und Oberbayern. Besonders in den Berufen, in denen die Mitarbeiter bei einer Infektion mit keinen oder milden Symptomen* nicht von zu Hause aus weiterarbeiten können. Zum Beispiel in den Supermärkten. „Aktuell sind teilweise mehr als zehn Prozent unserer Mitarbeiter im Krankenstand oder in Quarantäne oder in Isolation, weil ihre Kinder infiziert sind“, berichtet Bernd Ohlmann, Sprecher des Handelsverbands Bayern. Dazu komme etwa noch mal dieselbe Anzahl Mitarbeiter, die Urlaub hat oder Schulungen macht, um erforderliche Zertifikate zu erwerben. „Da hat sich in den letzten beiden Pandemiejahren viel aufgestaut.“
Coronavirus macht Supermarkt-Ketten zu schaffen: Lkw-Fahrer fehlen
Auch Lkw-Fahrer würden in großer Zahl ausfallen, sagt Ohlmann. Wegen Corona und wegen des Kriegs, weil Fahrer aus der Ukraine fehlen. „Supermarkt-Ketten mit vielen Filialen können das Personal verschieben, um die Ausfälle ein wenig zu kompensieren.“ Auch Teilzeitkräfte springen ein, berichtet Ohlmann. Oder Studenten. „Trotzdem steht uns das Wasser bis zum Hals. Die Lebensmittelversorgung ist nach wie vor gesichert. Aber nach zwei Jahren Pandemie sind viele unserer Mitarbeiter am Limit.“
Krankmeldungen wegen Corona treffen Pflegeeinrichtungen hart
In vielen Pflegeeinrichtungen ist die Situation ebenfalls angespannt, aber noch zu bewältigen, berichten AWO und Caritas. In einigen Teams fallen bis zu 30 Prozent der Mitarbeiter aus, sagt der Münchner AWO-Chef Hans Kopp. Die Arbeiterwohlfahrt zahlt allen, die einspringen und Überstunden machen eine Prämie, um das zu kompensieren. Die Kräfte vieler Pflegenden würden durch die extrem hohe Arbeitsbelastung aber immer mehr nachlassen, berichtet ein Sprecher der Caritas. Sie seien dünnhäutiger. Und frustriert über die Corona-Lockerungen.
Es gibt keine Einrichtungen, in denen es grade keine Ausfälle gibt.
Besonders angespannt ist die Situation in den bayerischen Kitas. „Wir kämpfen gerade mit enorm vielen Ausfällen“, sagt Lisa Pfeiffer vom Verband der Kita-Fachkräfte. „Es gibt keine Einrichtungen, in denen es grade keine Ausfälle gibt.“ Die Erzieher versuchen seit Monaten, die Krankheitsfälle zu kompensieren. „Aber sie sind längst am Limit“, betont Pfeiffer. Auch die Eltern seien erschöpft. Viele reagieren verständnisvoll auf Ausfälle oder Gruppenschließungen, berichtet Pfeiffer. „Manchmal bekommen wir aber auch den ganzen Frust und Druck ab.“
In den Schulen sind derzeit über fünf Prozent der Schüler wegen Corona außer Gefecht gesetzt – 3,62 Prozent sind infiziert, weitere 1,54 Prozent in Quarantäne. Bei den Lehrern sind die Zahlen ähnlich hoch – 4,4 Prozent sind infiziert, 0,36 Prozent in Quarantäne.
Corona: Relativ entspannte Lage im öffentlichen Nahverkehr
Noch relativ entspannt ist die Lage im öffentlichen Nahverkehr. Nur wenige Busunternehmen im MVV-Gebiet melden so große Engpässe bei den Fahrern, dass Busfahrpläne zusammengestrichen werden mussten. Aktuell ist das nur bei vier Linien der Fall, sagt MVV-Sprecherin Franziska Hartmann. Dies sind 936 Gauting–Fürstenried West, 947 Gilching-Argelsried–Neugilching–DLR –Weßling, 949 Gilching-Argelsried–Gauting und 965 Buchendorf–Gauting–Pentenried–Unterbrunn. Die Münchner S-Bahn meldet zwar erhöhte Krankenstände bei den Lokführern. Doch gebe es deswegen keine Ausfälle im S-Bahn-Betrieb. „Aktuell läuft der Betrieb ruhig und reibungslos“, sagt ein Bahnsprecher. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA