Menschen mit Behinderung als Alltagsbegleiter

Memmingen: Inklusion bedeutet nicht nur abgesenkte Bordsteinkanten, Menschen mit Behinderung haben ein Recht auf Arbeit, Ausbildung und die freie Berufswahl. Das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw/bfz) Memmingen, bildete in sechs Monaten, zusammen Menschen mit und ohne Behinderung, zur »Betreuungskraft in der Altenpflege« aus. Am 11. Februar wurde mit der Übergabe der Zertifikate an die Teilnehmer der erfolgreiche Abschluss der Ausbildung bestätigt.
»Man kann mit so wenigen Dingen Gutes tun«, betonte Georg Kary in der Präsentation seiner Abschlussarbeit. Er hat die »Ausbildung zum Alltagsbegleiter in der Altenpflege« mit Zertifikat abgeschlossen. Dazu gehörten 160 Stunden theoretischer Unterricht und 80 Stunden praktische Arbeit in einem Altenheim oder in der ambulanten Pflege. Georg Kary ist einer von neun Teilnehmern der Unterallgäuer Werkstätten und der Einrichtung Regens Wagner, die an der Ausbildung teilnahmen. Mit viel Liebe und Engagement stellte er seine Arbeit als Alltagsbegleiter im Pflegeheim mit den Worten vor »Ich möchte Menschen glücklich machen. Gerade Menschen mit Demenzerkrankung sind wie Museen, deren Schätze im Inneren liegen«. Mitgefühl mit pflegebedürftigen Menschen empfindet ebenfalls Luca Rampp, der selbst körperlich eingeschränkt ist und sich gut in die Senioren, die Hilfe benötigen, versetzen kann: »Ich möchte gerne meine guten Erfahrungen und Gefühle in der Betreuung weitergeben.« Für die Teilnehmer mit körperlicher, psychischer und geistiger Behinderung wurden die Unterrichtsmaterialien in leichter Sprache verfasst. Das Pilotprojekt »Ausbildung zusammen mit behinderten Menschen« war ein voller Erfolg, was auch Teilnehmerin Ellen Burkhardt bestätigte. »Wir haben viel voneinander gelernt und sind als Gruppe zusammengewachsen. Ob mit oder ohne Behinderung, wir waren alle gleichberechtigt«. Das neue Konzept der Ausbildung wurde durch Kooperationen zwischen den Unterallgäuer Werkstätten, Regens Wagner, dem Bürgerstift Memmingen, der bbw/bfz, der Stadt und dem Bezirk Schwaben ermöglicht. Die Herausforderung in der Durchführung, war ein Unterrichtskonzept zu finden, das alle Teilnehmer nicht über- und nicht unterfordert. Zudem mussten für alle Praktikumsplätze gefunden werden, so Sonja Lezius, Koordinatorin des Bildungswerks der Bayrischen Wirtschaft. Am Ende der Ausbildung stellten alle Teilnehmer ihr Gelerntes in einer Präsentation vor und schrieben einen Praxisbericht. Sieben Teilnehmer haben durch die Praktika bereits Arbeit gefunden. Der Ausbildungsgang zum »Alltagsbegleiter in der Altenpflege inklusiv« legt in der Region einen weiteren Baustein für die Menschlichkeit im sozialen Bereich und definiert eine neue solidarische Form der Inklusion in der Gesellschaft. (ds)