Die Nachricht, dass Kardinal Joseph Aloisius Ratzinger zum neuen Papst gewählt wurde, habe ihn bei einem Spitzengespräch mit bäuerlichen Vertretern zusammen mit dem damaligen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber in der Staatskanzlei erreicht, berichtete der ehemalige Landwirtschaftsminister Josef Miller. Die Freude über das Wahlergebnis aus dem Konklave sei sehr groß gewesen.
„Jetzt kannst du in einigen Tagen nach Rom zur Amtseinführung fliegen“, meinte Miller zum bayerischen Ministerpräsidenten. Dass er selbst auch daran teilnehmen würde, daran habe der Memminger nicht im Traum gedacht. Fünf Tage später startete eine bayerische Delegation von München nachts um 3.30 Uhr zum römischen Flughafen Fiumicino. Dort waren bereits Flugzeuge aus fünf Kontinenten eingetroffen. Die Bundesrepublik Deutschland war mit Bundespräsident Dr. Horst Köhler und Bundeskanzler Gerhard Schröder vertreten. „Es war eine beeindruckende Feier mit kirchlichen und politischen Repräsentanten aus nahezu allen Ländern dieser Welt“, erinnert sich Landwirtschaftsminister a. D. Josef Miller. Diesen Tag werde er nie vergessen.
Dies blieb nicht die einzige Begegnung der Beiden. Ein Jahr später besuchte Papst Benedikt XVI. seine Heimat Bayern. Am Münchner Marienplatz erwarteten viele Menschen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem gesamten bayerischen Kabinett auf seine Ankunft. Obwohl der Lebensmittelpunkt von Benedikt XVI. als Oberhaupt der katholischen Kirche im Vatikan lag, blieb er zeitlebens mit seiner bayerischen Heimat eng verbunden. Zweimal habe Josef Miller mit dem Papst selbst sprechen können. Bei seinem Aufenthalt in München habe sich Benedikt XVI. über die Situation der bayerischen Bauern erkundigt. Der Hunger in der Welt und wie diese Situation verbessert werden könne, sei unter anderem Gesprächsthema bei einer Privataudienz mit dem bayerischen Kabinett am 3. November 2005 gewesen, erinnerte sich der Staatsminister a.D. an sein weiteres Treffen mit dem Heiligen Vater in Rom. Miller verfolgte im Laufe der Jahre die Aktivitäten und Probleme, deren Lösungen sich der Papst in seinem Alter letztlich nicht mehr zutraute. Auch habe er den Entschluss des Papstes, aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederzulegen, als absolut richtig empfunden, so der Memminger.
„Mich verbindet mit dem verstorbenen Papst Benedikt XVI. unsere gemeinsame Herkunft aus einfachen Verhältnissen. Er hat sich auf seinen vielen Auslandsreisen für den Frieden, für den Dialog der Religionen und für die Bewahrung der Schöpfung ausgesprochen. Auch diese Werte verbinden mich mit ihm“, so Josef Miller abschließend.
Am Silvestermorgen verstarb der emeritierte Papst Benedikt XVI. im Alter von 95 Jahren. Drei Tage lang konnten die Menschen vor seinem aufgebahrten Leichnam Abschied nehmen. Mehrere hunderttausend Menschen zogen an ihm vorbei und erwiesen dem ehemaligen bayerischen Papst, der von 2005 bis 2013 das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche war, die letzte Ehre. Fünf Tage nach seinem Tod, wurde am 5.1.2023 auf dem Petersplatz in Rom eine Totenmesse für ihn gehalten. Eine Totenmesse, die ebenfalls sehr ungewöhnlich ist, da der amtierende Papst Franziskus diese für seinen Vorgänger las. Auch eine bayerische Delegation war nach Rom gereist und nahm an den Trauerfeierlichkeiten teil.
Der gebürtige Bayer Josef Ratzinger hat seine letzte Ruhestätte inmitten anderer Päpste in den Vatikanischen Grotten unter dem Petersdom gefunden. Der Vatikan hat das Grab des kürzlich verstorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. inzwischen für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
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