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Als ein Bayer Papst wurde: Begegnungen mit dem verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI.

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Von: Michaela Breuninger

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Memmingen: Landwirtschaftsminister Josef Miller, Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber und Papst Benedikt XVI:
Der Memminger Josef Miller, Staatsminister a.D. und der damalige bayerische Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber bei einem Treffen mit dem kürzlich verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. © Privat

Memmingen/Vatikanstadt – Nach der englischen Queen Elisabeth II. und dem brasilianischen „Fußballgott“ Pelé beherrschte im Jahr 2022 ein weiterer Todesfall die Schlagzeilen in den Medien: Am Silvestermorgen verstarb der emeritierte Papst Benedikt XVI. im Alter von 95 Jahren im Kloster Mater Ecclesiae in der Vatikanstadt. Der ehemalige Landwirtschaftsminister Josef Miller aus Memmingen hatte den verstorbenen Papst aus Bayern persönlich kennengelernt und teilte mit dem Memminger KURIER seine Erinnerungen an sein Zusammentreffen mit Benedikt XVI.

Viele erinnern sich noch an die BILD-Schlagzeile „Wir sind Papst!“ als Kardinal Josef Ratzinger im Konklave am 18. und 19. April 2005 zum 265. Papst gewählt wurde. Als Benedikt XVI. schrieb er gleich zu Beginn seiner Amtszeit mehrfach Geschichte: Nach rund 480 Jahren nahm erstmals wieder ein Deutscher auf dem Heiligen Stuhl Platz und er war nach Gregor V. (996) und Damasus II. (1048) der dritte aus Bayern stammende Papst. Als er 2013 aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt bekannt gab, sicherte er sich nochmals einen Platz in der Geschichtsschreibung, denn Benedikt XVI. war nach Coelestin V. (1294) erst der zweite Papst, der freiwillig von seinem Amt zurücktrat.

Überraschung beim Spitzengespräch mit bäuerlichen Vertretern

Die Nachricht, dass Kardinal Joseph Aloisius Ratzinger zum neuen Papst gewählt wurde, habe ihn bei einem Spitzengespräch mit bäuerlichen Vertretern zusammen mit dem damaligen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber in der Staatskanzlei erreicht, berichtete der ehemalige Landwirtschaftsminister Josef Miller. Die Freude über das Wahlergebnis aus dem Konklave sei sehr groß gewesen.

„Jetzt kannst du in einigen Tagen nach Rom zur Amtseinführung fliegen“, meinte Miller zum bayerischen Ministerpräsidenten. Dass er selbst auch daran teilnehmen würde, daran habe der Memminger nicht im Traum gedacht. Fünf Tage später startete eine bayerische Delegation von München nachts um 3.30 Uhr zum römischen Flughafen Fiumicino. Dort waren bereits Flugzeuge aus fünf Kontinenten eingetroffen. Die Bundesrepublik Deutschland war mit Bundespräsident Dr. Horst Köhler und Bundeskanzler Gerhard Schröder vertreten. „Es war eine beeindruckende Feier mit kirchlichen und politischen Repräsentanten aus nahezu allen Ländern dieser Welt“, erinnert sich Landwirtschaftsminister a. D. Josef Miller. Diesen Tag werde er nie vergessen.

Papst Benedikt XVI. zu Besuch in seiner bayerischen Heimat

Dies blieb nicht die einzige Begegnung der Beiden. Ein Jahr später besuchte Papst Benedikt XVI. seine Heimat Bayern. Am Münchner Marienplatz erwarteten viele Menschen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem gesamten bayerischen Kabinett auf seine Ankunft. Obwohl der Lebensmittelpunkt von Benedikt XVI. als Oberhaupt der katholischen Kirche im Vatikan lag, blieb er zeitlebens mit seiner bayerischen Heimat eng verbunden. Zweimal habe Josef Miller mit dem Papst selbst sprechen können. Bei seinem Aufenthalt in München habe sich Benedikt XVI. über die Situation der bayerischen Bauern erkundigt. Der Hunger in der Welt und wie diese Situation verbessert werden könne, sei unter anderem Gesprächsthema bei einer Privataudienz mit dem bayerischen Kabinett am 3. November 2005 gewesen, erinnerte sich der Staatsminister a.D. an sein weiteres Treffen mit dem Heiligen Vater in Rom. Miller verfolgte im Laufe der Jahre die Aktivitäten und Probleme, deren Lösungen sich der Papst in seinem Alter letztlich nicht mehr zutraute. Auch habe er den Entschluss des Papstes, aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederzulegen, als absolut richtig empfunden, so der Memminger.

„Mich verbindet mit dem verstorbenen Papst Benedikt XVI. unsere gemeinsame Herkunft aus einfachen Verhältnissen. Er hat sich auf seinen vielen Auslandsreisen für den Frieden, für den Dialog der Religionen und für die Bewahrung der Schöpfung ausgesprochen. Auch diese Werte verbinden mich mit ihm“, so Josef Miller abschließend.

Hundertausende erwiesen dem verstorbenen Papst emeritus Benedikt XVI. die letzte Ehre

Am Silvestermorgen verstarb der emeritierte Papst Benedikt XVI. im Alter von 95 Jahren. Drei Tage lang konnten die Menschen vor seinem aufgebahrten Leichnam Abschied nehmen. Mehrere hunderttausend Menschen zogen an ihm vorbei und erwiesen dem ehemaligen bayerischen Papst, der von 2005 bis 2013 das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche war, die letzte Ehre. Fünf Tage nach seinem Tod, wurde am 5.1.2023 auf dem Petersplatz in Rom eine Totenmesse für ihn gehalten. Eine Totenmesse, die ebenfalls sehr ungewöhnlich ist, da der amtierende Papst Franziskus diese für seinen Vorgänger las. Auch eine bayerische Delegation war nach Rom gereist und nahm an den Trauerfeierlichkeiten teil.

Grab von Papst Benedikt XVI. öffentlich zugänglich

Der gebürtige Bayer Josef Ratzinger hat seine letzte Ruhestätte inmitten anderer Päpste in den Vatikanischen Grotten unter dem Petersdom gefunden. Der Vatikan hat das Grab des kürzlich verstorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. inzwischen für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

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