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"Es gibt keine Alternative zu Europa"

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Professor Sinn trägt sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Hinten (von links) Abt Notker Wolf, Gerlinde Sinn, Professor Werner Weidenfeld, Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger und Wolgang E. Schulz, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Magnet Schultz. © Johannes Wiest

Memmingen - Im Rahmen des Festaktes im Rathaus anlässlich der Verleihung des Europa-Preises EUmérite der Magnet Schultz GmbH an Professor Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn beschrieb der Wirtschaftsprofessor die derzeit desolate Lage der Europäischen Union und forderte Abhilfe durch Veränderung der Verträge.

Der von dem Memminger Unternehmen gestiftete Preis, dotiert mit 10.000 Euro, würdigt das Werk des renommierten Nationalökonomen und Hochschullehrers. Die Laudatio hielt der geschäftsführende Gesellschafter des Unternehmens Wolfgang E. Schultz. Musikalisch begleitet wurde die Feier mit Beiträgen der Kerber Brothers. Mit der "Europa-Hymne" stimmten die spielfreudigen Musikanten die zahlreich erschienenen hochrangigen Gäste auf die Feier ein, bevor Wolfgang E. Schulz als Laudator auf den Geehrten seine Erwartungshaltung an Europa formulierte. "Europa, als vereinter Kontinent jahrzehntelang Garant für Frieden, Freiheit und Wohlstand, befindet sich seit geraumer Zeit in einem beklagenswerten Zustand und driftet an den Rändern gefährlich auseinander". Nationale Egoismen gewännen zunehmend die Oberhand, die Risiken durch den Austritt Englands aus der EU seien noch nicht absehbar. Dabei sei "die Polarisierung von Kollektivismus und Marktwirtschaft in Brüssel noch keiner höheren Einsicht gewichen", so Schultz. "Die Auszeichnung verdienter Vorbilder scheint mir deshalb ein wichtiger Ansatz, um den Einsatz mutiger Männer und Frauen für die Sache Europas zu würdigen. Mit Professor Sinn ehren wir heute einen Mann, der sich um Europa und um Deutschland als Forscher und Berater verdient gemacht hat". Im Mittelpunkt seiner Forschung stehen Interaktionen von Nationalökonomie und Politik, mit den Schwerpunkten Euro, Griechenland, Europäische Zentralbank, Demografie und Migration. Wichtig sei ihm dabei, dass volkswirtschaftliche Verantwortungsethik nicht politischer Gesinnungsethik geopfert werde. Professor Sinn ist nach Lajos Oszlári, Notker Wolf, Hans Waibel und Werner Weidenfeld bereits der Fünfte, der diese hohe Auszeichnung erhält. Der von der Magnet Schultz gestiftete Preis besteht aus einem silbernen Ölzweig, den die Kemptener Goldschmiede Rall nach einem Original des Olea europaea aus Kreta geschaffen hat. Der Name EUmérite bezieht sich auf Europa und die Meriten, die jeder Preisträger auf dem Gebiet der drei Säulen: "Europa - Ethik - und Soziale Marktwirtschaft" erworben hat. "Es gibt keine Alternative zu Europa", so Professor Sinn in seiner Erwiderung. Aber Europa stecke derzeit in einer der schwersten Krisen seit seiner Gründung. Die Situation gebe durchaus Anlass zur Sorge. Die Finanzkrise der Staaten in der Europäischen Union ist noch lange nicht behoben, schon spaltet das unsolidarische Verhalten einzelner Länder bei der Aufnahme von Flüchtlingen die Union weiter. Auch die Niedrigzinsphase der Europäischen Zentralbank und ihre komplizierten Währungsgeschäfte bergen nach Sinns Ansicht hohe Risiken. Die Schuldensozialisierung werde Europa letztlich zerreißen. Sinn plädiert dabei für eine Fiskal-Union, lehnt aber eine schon mehrere Male geforderte politische Union für Europa grundsätzlich ab. (jw)

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