Inzwischen bekommt Martina Mayer-Lauingen Aufträge aus ganz Deutschland. Im Sommer sprang sie für einen erkrankten Kollegen ein und illustrierte innerhalb von fünf Wochen ein komplettes Sachbuch über Kommunikation und Marketing – alles im Comic-Stil, mit Knollennasen-Männchen. Der Autor des Buches ist ein Professor an der Hochschule Neu-Ulm, der einen komplett handgezeichneten Stil suchte. In Ettringen hat er ihn gefunden.
Bei „Art in the Box“ zeigt die Künstlerin einige ihrer gezeichneten Huldigungen als Faksimile, denn die Originale verlassen ja immer das Haus. Dazu, extra auf die schmalen Seitenstreifen der Telefonzelle zugeschnitten, ein paar witzige kleine Comics. Einzelszenen, die auf einem bestimmten Wort aufbauen. Wie z.B. „Der Köder“: Ein Paar High-Heels vor einer Fensterfront, und elf Augenpaare, die entzückt aus den Fenstern gucken. Oder „Noch ist es still“: Nur gezeichnete Geschwister auf der Höhlenwand leisten dem Ungeborenen Gesellschaft. Höhlenmalerei 1.0 sozusagen. Und so hält jeder die Klappe.
Martina Mayer-Lauingen zeichnet ausschließlich mit der Hand. Auf die Frage, was das Schönste an ihrem Beruf sei, antwortet die Künstlerin: „Das Beste ist die Vielfalt. Die Menschen sind so unterschiedlich. Ich frage ja gezielt nach witzigen Sachen. Da kriege ich die lustigsten Szenen zu hören, sowas könnte man sich alleine gar nicht ausdenken. Und wenn ich dann zuhöre, zeichnet mein Gehirn automatisch mit“, so die Ettringerin. „Comic darf ja übertreiben, und mir fällt immer was ein. Und wenn es fertig ist, gibt es einen doppelten Überraschungseffekt: Zuerst sitzt der Kunde bei mir am Tisch und freut sich wie ein Schnitzel, weil er alles, was ich gezeichnet habe, wiedererkennt. Wenn das Geschenk dann bei der Feier überreicht wird, gibt’s das gleiche Ah und Oh beim Geburtstagskind. Sowas gefällt mir.“
Die Episode „Liebeserklärung“ beispielsweise ist eine Einzelszene aus einem Geburtstags-Cartoon. Zum Hintergrund: ER und SIE lernten sich in einer Reha-Klinik kennen. Sie war kardiologisch unterwegs, er orthopädisch. Die Braut bezeichnete das später als „k.o.-Pärchen – die Künstlerin wandelte es in ein „.O.K-Pärchen“. Man begegnete sich auf dem Gang. Sie, mit der „frechen Gosch“, sagte zur Begleiterin: „ A so a Wärmflasch mit Aure tät mir au amol wieder guet.“ Ihm, sonst nicht auf den Mund gefallen, fiel das Kinn runter. Als er sich wieder erholt hatte, war sie schon weg. Fünf Minuten später hatte er die diensttuende Schwester bestochen, dass er einen Platz am Tisch der schlagfertigen Dame bekam. Und so begann eine jahrzehntelange Liebe.
Martina Mayer-Lauingen wohnt in Ettringen, im eigenhändig bemalten „Ettringer Drachenhaus“. Einen Einblick in ihre Kunst gibt es unter www.mutter-maura.de.
wk