Update vom 15. Juni, 16.50 Uhr: In Sjewjerodonezk wird offenbar trotz anhaltender Kämpfe versucht, Zivilisten aus der Chemiefabrik Azot herauszuholen. Obwohl russische Streitkräfte in die umkämpfte Stadt stürmen, werde die Evakuierung von Zivilisten „in jedem ruhigen Moment“ fortgesetzt, sagte Bürgermeister Oleksandr Stryuk The Kyiv Independant.
Russische Separatisten hatten die Evakuierung zuvor als gescheitert bezeichnet. Weiter nannte Stryuk die humanitäre Lage in Sjewjerodonezk in einer TV-Ansprache „kritisch“. Man wisse nicht, wie viele Zivilisten noch in der heftig umkämpften Stadt eingeschlossen seien.
Update vom 15. Juni, 14.25 Uhr: Russland könnte schon in wenigen Monaten dazu gezwungen zu sein, seine Pläne im Ukraine-Krieg zu ändern. Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf nicht genannte hochrangige europäische Beamte. Demnach habe Moskau einen Großteil seiner militärischen Kapazität aufgebraucht und sei deshalb gezwungen, neues Personal für seine Kampftruppen zu suchen.
Auch Waffen sollen knapp sein. Wie Bloomberg weiter meldet, soll sich Moskau in Fernost um alte Panzer bemühen. Präsident Wladimir Putin könnte zudem gezwungen sein, eine Massenmobilisierung anzuordnen, um den Kampf fortzusetzen. Vor dieser Möglichkeit schreckte Putin bislang zurück.
Update vom 15. Juni, 13.25 Uhr: Die von Moskau geplante Evakuierung der Chemiefabrik Azot in Sjewjerodonezk ist offenbar gescheitert. Das berichten prorussische Aktivisten. Für das Scheitern machen sie die ukrainische Seite verantwortlich. Soldaten würden mit Panzern und Granatwerfern vom Gelände des Werks schießen, so dass keine Leute in Sicherheit gebracht werden könnten, teilte der Separatistenvertreter Rodion Miroschnik mit.
Im Azot-Werk werden rund 500 Zivilisten vermutet. Russische Separatisten erwarten bis zu 1.200 Menschen darin, dazu rund 2.000 ukrainische Kämpfer.
Update vom 15. Juni, 12.16 Uhr: Russische Truppen haben offenbar ein Waffendepot im Westen der Ukraine zerstört. In dem Lager nahe der Stadt Solotschiw in der Region Lwiw sollen von der Nato gelieferte Waffen deponiert gewesen sein, erklärte das russische Verteidigungsministerium.
Es soll sich hauptsächlich um Panzerhaubitzen vom Typ M777 gehandelt haben, welche die Ukraine von Nato-Ländern geliefert bekommen habe, hieß es weiter.
Update vom 15. Juni, 10.45 Uhr: Die Großstadt Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine sowie andere Gebiete im Donbass sind weiter heftig umkämpft. „Es wird schwieriger, aber unsere Soldaten halten den Feind gleich an drei Seiten auf. Sie schützen Sjewjerodonezk und erlauben keinen Vormarsch nach Lyssytschansk“, schrieb der Gouverneur des Luhansker Gebiets, Serhij Hajdaj, in seinem Telegram-Blog.
Der Gouverneur berichtete, dass russische Streitkräfte Häuser beschießen und das Chemiewerk Azot angreifen. „Der Gegner ist schwächer in den Straßenkämpfen, deshalb eröffnet er das Feuer aus Artillerie, wodurch unsere Häuser zerstört werden“, teilte Hajdaj mit. In Lyssytschansk, das an einem Fluss gegenüber von Sjewjerodonezk liegt, soll es zudem viele Verletzte geben.
Erstmeldung vom 15. Juni 2022: Sjewjerodonezk - Britische Geheimdienste gehen davon aus, dass russische Truppen einen Großteil von Sjewjerodonezk inzwischen kontrollieren. Das geht aus der täglichen Lageeinschätzung des britischen Verteidigungsministeriums zum Ukraine-Konflikt hervor.
Um die Stadt im Osten der Ukraine toben seit mehr als einem Monat erbitterte Kämpfe. In dieser Zeit soll es „durch heftigen Beschuss enorme Kollateralschäden“ gegeben haben, heißt es weiter.
Die Geheimdienste rechnen zudem damit, dass die Kampfhandlungen im noch einige Zeit andauern dürften. „Russische Streitkräfte werden wahrscheinlich in und um Azot stationiert sein, während ukrainische Kämpfer im Untergrund überleben können“, schrieb das britische Verteidigungsministerium auf Twitter. Dies hindere russische Truppen daran, Einheiten an anderer Stelle einsetzen zu können. Auch die Nato geht davon aus, dass der Krieg in der Ukraine noch monatelang toben wird.
Das Ministerium bestätigte, dass in der Azot-Chemiefabrik neben ukrainischen Streitkräften auch Hunderte Zivilisten in unterirdischen Bunkern Zuflucht suchen. Am Mittwoch sollen Zivilisten über einen humanitären Korridor das Industriewerk verlassen können.