Beim EHC wird jetzt jeder Stein umgedreht

München - Seit Freitag ist es klar, am Sonntag war es trotz des 4:2-Heimsieges gegen die Hamburg Freezers so weit: Der EHC beendete die Saison, der bessere Rest der DEL startet in die Playoffs. Das wird bei den Münchnern nicht ohne Konsequenzen bleiben.
Bitter, aber letztlich wollte Trainer Pat Cortina seinen Jungs auch angesichts der 3:7-Pleite in Iserlohn am Freitag keinen Vorwurf machen. „Das Spiel war unsere letzte Möglichkeit. Meine Spieler waren bereit und haben alles gegeben, leider hatten wir kein Glück. Wir waren 2:1 in Führung und dem 3:1 sehr nahe.“ Aber dann lief’s wie zu oft in dieser Saison: München trudelte, der Gegner fuhr den Sieg ein. Und deswegen gab es am Wochenende natürlich schon Kritik – die allerdings fiel grundsätzlich aus, denn der Einsatz zuletzt hatte ja gepasst.
Aber der Saisonverlauf an sich passte Manager Christian Winkler nicht. „Wir hatten in einigen Spielen zu viele Passagiere mit an Bord“, kritisierte er die Einstellung. „Ich bin in dieser Saison zwei-, dreimal mit der Kreissäge durchgegangen. Dann war’s eine Zeit lang besser.“ Um danach wieder zu belanglos zu werden.
Winkler weiter: „Wenn ich eins gelernt habe, dann, dass zu viel Harmonie im Team schaden kann.“ Deswegen geht es beim EHC ans Eingemachte, kündigt Winkler an: „Wir werden in den kommenden Tagen jeden Stein umdrehen. Ich bin mir sicher, dass wir zur nächsten Saison wieder eine hungrige Mannschaft haben werden.“ Als Sportchef wird er mit Trainer Cortina einen neuen Kader zusammenstellen. „Und dann“, sagt er, „nehmen wir einen neuen Anlauf.“
Denn das dritte Jahr wird ein entscheidendes für den EHC – danach werden die drei Gesellschafter des Klubs ihr Investment überprüfen. Und dann heißt es für den Verein, bessere sportliche Bilanzen vorzulegen. Immerhin, auf einige Highlights können sie in der Führungsetage auch in dieser Saison verweisen, beispielsweise das „größte Spiel in der Geschichte des EHC München“, wie Jürgen Bochanski das Derby gegen Augsburg Ende Dezember vor 11 000 Besuchern in der großen Olympiahalle nennt.
Damals waren auch genug Leute aus Politik und Wirtschaft in der Halle, die sich davon überzeugen konnten, was für ein großes Potenzial der Verein hat. Der EHC zeigte sich von seiner besten Seite und schoss die Panther mit 5:0 aus der Halle. Es war eine Emotionsbombe, dieser 30. Dezember 2011, aber auch der Dreh- und Angelpunkt einer turbulenten, aber letzlich wenig erfreulichen zweiten DEL-Saison. Denn ansonsten wurden gerade in Derbys die Mängel sichtbar: Nichts zu holen war etwa bei Durchstarter Straubing. Auch das wird sich ändern müssen – aber Winkler und Cortina werden schon dafür sorgen. Wie gesagt, zu viel Harmonie ist Pat Cortina und Christian Winkler suspekt.
Martin Wimösterer