Djokovic brilliert, Williams verliert

Indian Wells - Novak Djokovic ist einfach nicht zu stoppen, Serena Williams verliert in Indian Wells dagegen ihr zweites großes Finale in diesem Jahr.
Er lief wie gewohnt auf dem Court zu großer Form auf, sie erst anschließend am Mikrofon: Für die beiden Tennis-Herrscher Novak Djokovic und Serena Williams hätte das Millionenturnier in der kalifornischen Wüste nicht unterschiedlicher enden können. Während der „Djoker“ nach einem beeindruckenden Final-Quickie lässig in die Kameras lächelte, musste die seit Jahren weltbeste Spielerin nach verlorenem Endspiel auch noch ihr Lebenswerk gegen Machosprüche verteidigen.
Wer in Indian Wells ein enges Finale zwischen Djokovic und der kanadischen Aufschlagmaschine Milos Raonic erwartet hatte, irrte gewaltig. Der 28-jährige Serbe demonstrierte beim 6:2, 6:0 seine Vormachtstellung auf der Tour eindrucksvoll. Djokovic leistete sich nur vier „unforced errors“ und nahm Raonic, mittlerweile immerhin Nummer zwölf der Welt, in 77 Minuten gleich fünfmal dessen gefürchtetes Service ab.
„Ich bin glücklich, mein Level im Turnierverlauf steigern zu können. Das ist mir in den vergangenen beiden Jahren stets gelungen“, sagte Djokovic, der durch seinen fünften Triumph nicht nur zum Rekordsieger von Indian Wells wurde, sondern durch seinen 27. Triumph bei einem Masters-Turnier auch mit Rafael Nadal gleichzog. Auch der Spanier hatte den „Djoker“ beim 6:7, 2: 6-Niederlage im Halbfinale nicht aufhalten können.
Den Schatten des genialen Roger Federer oder des kraftstrotzenden Nadal hatte Djokovic schon lange vor seinem 62. Turniersieg verlassen. Im Juli jährt sich die Übernahme des Tennis-Throns sehr wahrscheinlich zum zweiten Mal. Im Ranking hat er fast doppelt so viele Punkte wie sein erster Verfolger Andy Murray. Verloren hat Djokovic, der sein Geheimrezept in der Ausgewogenheit von Training und Instinkt sieht, in diesem Jahr überhaupt erst einmal - und das auch nur, weil ihn im Viertelfinale gegen Feliciano Lopez in Dubai eine Augeninfektion zur Aufgabe zwang.
Ungewöhnlich viele Fehler bei Williams
Dagegen hat Serena Williams in den ersten drei Monaten der Saison schon zweimal auf dem Platz den Kürzeren gezogen. Der 34-Jährigen, die im vergangenen Jahr den Grand Slam nur knapp verpasst hatte, unterliefen in ihrem zweiten Endspiel des Jahres ungewöhnliche viele Fehler, von zwölf Breakbällen nutzte sie nur einen. Beim 4:6, 4:6 gegen ihre Vorgängerin auf Ranglistenposition eins, Wiktoria Asarenka aus Weißrussland, wirkte Williams wie schon beim verlorenen Australian-Open-Finale gegen Angelique Kerber zeitweise so von der Rolle, dass sie zwei Schläger malträtierte.
Auf Krawall gebürstet war die 69-malige Turniersiegerin auch noch nach dem Spiel, als sie auf die sexistischen Kommentare von Turnierdirektor Raymond Moore angesprochen wurde. Dieser hatte behauptet, das Damentennis schwimme lediglich im Fahrwasser der männlichen Idole wie Federer oder Nadal mit, und die Spielerinnen sollten ihren Kollegen dafür auf Knien danken.
„Ich bin natürlich der Meinung, dass keine Frau irgendwem auf Knien danken sollte. Wenn ich ihnen jeden Tag sagen würde, wie viele Menschen sagen, dass sie nur Tennis schauen, wenn meine Schwester oder ich spielen, könnte ich die Zahl nicht mal nennen“, sagte Williams, die gemeinsam mit Venus insgesamt 28 Einzeltitel bei Grand-Slam-Turnieren gewann (Serena 21/Venus 7). Moore hatte sich bereits zuvor entschuldigt.
„Politisch nicht korrekt und vielleicht etwas übertrieben“, hatte Djokovic den Chauvi-Spruch genannt. Dabei ist Williams dem Schützling von Boris Becker in einer für ihn entscheidenden Sache (noch) dreimal voraus. „Der Gewinn der French Open ist eine der Prioritäten in diesem Jahr“, so Djokovic.
SID